Aus der Geschichte des Sindorfer Kinderzuges und des Sindorfer Kinderkarnevals
Nach der Fertigstellung des neuen Schulgebäudes in der Hegelstraße wurden die Schulklassen geteilt: während die oberen Schulklassen weiter in der alten Schule hinter der Ulrichkirche unterrichtet wurden, waren die jüngeren Schülerinnen und Schüler in das neue, moderne Schulgebäude umgezogen.
1953 wurde in diesem neuen Gebäude zum ersten Mal Karneval gefeiert. Aus heutiger Sicht weiß man, dass diese Feier eine neue Tradition in Sindorf begründete, die in 2003 auf ihr 50jähriges Bestehen zurückblicken konnte.
Konrad Honings (2001), Lehrer und später langjähriger Rektor an der Ulrichschule, hatte mit seinen Schüler/innen am Veilchendienstag in einem Klassenraum eine Sitzung mit Vorträgen und Karnevalsliedern veranstaltet. Die Stimmung war so ausgelassen, dass anschließend die Bereitschaft für einen ordnungsgemäßen Unterricht auf beiden Seiten nahe dem Nullpunkt war.
Spontan beschloss man, mit 200 Schüler/innen sowie dem Lehrpersonal zur alten Volksschule an der Erftstraße zu ziehen. Zwei organisierte Trommeln und eine Flöte unterstützten diesen improvisierten Zug musikalisch, dem sich schon auf dem Weg zur alten Schule unbeteiligte Erwachsene anschlossen. Auch die Schüler/innen der Oberklassen beendeten sofort bereitwillig den Unterricht, so dass binnen kurzem ein kleiner, aber feiner Zug singend und tanzend durch Sindorf zog.
Mit den Ereignissen dieses 23. Februar 1953 war der Sindorfer Kinderzug „geboren“.
Eine Neuauflage des 1953 spontan durchgeführten Zuges war im Folgejahr völlig unstrittig.
Eltern und Schulpflegschaft beteiligten sich an den Vorbereitungen, die beiden Karnevalsgesellschaften “ Rötsch mer jett“ und „Fidele Jungen“ fuhren mit eigenem Wagen und einer Musikkapelle hinter dem Kinderzug her. Pünktlich um 09:00 Uhr begann der Umzug durch den Ortskern bis zum Ende der Erftstraße. Von dort kehrte man zur Schule zurück.
Schon 1955 stellte die Ulrichschule einen Kinderprinzen, dessen Kostüm zunächst der Kleiderkammer der Fidele Jungen entstammte.
Der Zug ging dann am 02. März durch die leicht verschneiten Straßen Sindorfs. Schon damals hatte der Prinz der Ulrichschule alle Hände voll zu tun: Franz (Sistig) I. mit seinem Gefolge fuhr als erster Prinz in einem offenen Kombi.
Die Zahl der Anmeldungen für teilnehmende Fußgruppen und Wagen stieg in den nächsten Jahren ständig.
Jetzt galt es, die Finanzierung auch für die kommenden Jahre sicherzustellen, da die bisherigen Spenden von Geschäftsleuten, Eltern und Karnevalsgesellschaften auf Dauer nicht ausreichend waren. In einem Gespräch zwischen Konrad Honings und dem seinerzeitigen Sindorfer Bürgermeister Heinz Wassen konnte dieses Problem bewältigt werden, indem der Bürgermeister einen kostendeckenden Zuschuss der Gemeinde zusicherte. Schon bald konnte der Schülerprinz von der Kutsche in ein Cabrio umsteigen.
Mittlerweile gab sich jede Schulklasse ein eigenes Motto und fertigte im Unterricht einheitliche Kostüme an, oft auch unter Beteiligung der Eltern. Da sich immer mehr Zugteilnehmer anmeldeten, wurden 1961 vier Musikzüge organisiert, die auf den 12 Wagen und mehrere Fußgruppen umfassenden Zug verteilt wurden. Entsprechend der Zahl der Teilnehmer stieg auch die Zahl der Zuschauer/innen am Straßenrand. Der Zug war inzwischen weit über die Sindorfer Grenzen hinweg bekannt und lockte – übrigens bis heute – viele Auswärtige am Veilchendienstag nach Sindorf.
Dem Protokoll der 8. Sitzung in der V. Legislaturperiode des Rats der Gemeinde Sindorf vom 27.01.1962 ist unter Tagesordnungspunkt 7e zu entnehmen: „Wegen der Hochwasserkatastrophe an der Nordseeküste beschließt der Rat einstimmig, den Karnevalszug der Kinder in diesem Jahr ausfallen zu lassen. Die Leiter der katholischen Volksschule und der evangelischen Volksschule sind hiervon zu unterrichten. Der Rat bewilligt jedoch den Schulen und dem Kindergarten zum Kauf von Bonbons und Obst einen Betrag von insgesamt 250,–DM. Der Betrag ist entsprechend der Kinderzahl an die katholische Volksschule und evangelische Volksschule sowie an den Kindergarten aufzuteilen.
Die Ulrichschule als Begründerin und Trägerin des Zuges blieb auch im nächsten Jahrzehnt für die Gesamtorganisation und Durchführung des Zuges verantwortlich. Spätestens seit 1964 hat der Zug einen offiziellen Charakter.
Das Protokoll der 23. Sitzung in der V. Legislaturperiode des Rats der Gemeinde Sindorf vom 04.02.1964 kann unter Tagesordnungspunkt 2k entnommen werden: „ für den Kinderkarnevalszug genehmigt der Rat den Kauf von 10 Zentnern Kamellen“
1964 gab es auch etwas im Karneval, das heute, so glaubt der Chronist, undenkbar wäre: Die Kommunionskinder durften sich n i c h t kostümieren. Doch mit einer „List“ wurde dieses Verbot umgangen. Aus Pfeifenputzern wurden Brillen gebogen, die Kinder verkleideten sich als „Schulkinder“ und nahmen so am Zug teil.
1967 gab es erstmals einen Schul- und Prinzenorden, der auf eine Idee des Vaters von Prinz René (Führen) zurückging, der den Orden mit dem Motiv „Da wo die 7 Berge…“ entworfen und angefertigt hatte. Der begehrte Orden brachte ebenso zusätzliche wie willkommene Spenden ein.
Die Orden der Kinderzüge der Sindorfer Ulrichschule seit 1976 sind überliefert. Als Grundlage der selbstgefertigten Orden, die jeweils das Zugmotto des entsprechenden Jahres enthalten, dienten häufig Bierdeckel – teilweise durch liebevolle Applikationen stark verfremdet. Die Orden der Jahre 1976 bis 1984 waren zuletzt 2003 in der Ausstellung vom 12.01. – 27.03.2003 „Jecke lossjelosse, Karneval in Kerpen“ im Kerpener Rathaus sowie im Haus für Kunst und Geschichte zu sehen. Gleichfalls zeigte diese Ausstellung Fotos zum Sindorfer Kinderzug der 50er bis 80er Jahre. Beides waren Leihgaben des damaligen Schulleiters der Ulrichschule, Herrn Gerhard Hund (Quelle: Katalog zur Ausstellung, Kerpen 2003, Selbstverlag).
Das Jahr 1968 brachte eine weitere Neuerung: mit dem Thema „Sindorfer Märchen“ fanden die Verantwortlichen erstmals ein gemeinsames Motto für alle Zugteilnehmer.
Parallel zum Anwachsen des Zuges wurde sowohl der organisatorische als auch der finanzielle Aufwand immer größer. Eine besonders originelle Art der Spendensammlung wurde mit Hilfe von 15 Glasbausteinen der Sindorfer Glasfabrik (Heute: Saint Gobain Autover Deutschland GmbH und Freudenberger Autoglas GmbH) realisiert. Die Glasbausteine wurden mit einem Schlitz versehen und in den Sindorfer Gaststätten aufgestellt. Der Reingewinn betrug mehr als 5.000 DM und sorgte für eine Rücklage für das nächste Jahr.
Seit 1977 nehmen auch die Schüler/innen der Neuen Grundschule „Im Mühlenfeld“ am Kinderzug teil.
Das Motto 1978 würdigte das Jubiläum: „25 Johre trecke jung un ahl Fastelovendsjecke“. Kinderprinz Magnus (Gernemann) hatte die Ehre, als erster die vom Präsidenten der KG „Rötsch mer jett“, Rolf Gottschalk, gestiftete Präsidentenkette zu tragen.
Die Glasbaustein-Sammelaktion, schnell zur Tradition geworden, erbrachte in diesem Jahr über 10.000 DM, womit man den halben Zug finanzieren konnte.
1979 ging Konrad Honings in Pension. Auch unter dem neuen Schulleiter, Herrn Gerhard Hund, änderte sich zunächst nichts, der Sindorfer Kinderzug blieb eine Angelegenheit der Ulrichschule.
Seit 1981 hatte der Kinderzug eine eigene Standarte, mit denen man auch neben professionellen Delegationen des organisierten Karnevals bestehen konnte. Ihre Farben sind grün-gelb: Auf der einen grünen Seite ist ein trommelnder Jeck als Strichmännchen mit dem Sindorfer Wappen zu sehen, auf der gelben Rückseite eine Narrenkappe mit dem Sindorfer Wappen.
1984 erhielt der Kinderprinz endlich ein eigenes Kostüm, das seine Mutter für ihn nähte. Mit Kinderprinz Robert (Schmitz) bestieg 1984 der letzte Kinderprinz der Ulrichschule den Thron.
1985 wurde durch die Ulrichschule erstmals ein Kinderdreigestirn proklamiert, mit Prinz Wolfgang (Scholten), Jungfrau Britta (Jülich) und Bauer Ali (Aksu). Die Mutter des 1984er Prinzen nähte die liebevoll und aufwendig nach Vorbildern des Kölner Dreigestirns gestalteten Kostüme für das Neue Schuldreigestirn, das von nun an dem Kinderzug vorstand. Die Kostüme befanden sich 2003 noch im Besitz der Ulrichschule und waren ebenfalls in der bereits erwähnten Ausstellung zu sehen.
Der ehemalige Prinz des Sindorfer Stadtdreigestirns des Jahres 1983, Paul Pfeifer, stellte für den Prinzen des Schuldreigestirns seine eigene Prinzenmütze zur Verfügung.
Nach dem Zug von 1988 endete die Tradition, dass die Ulrichschule als Träger für die immer aufwändigere Organisation des Sindorfer Kinderzuges auftrat. Schulleiter Gerhard Hund betonte die Notwendigkeit, im Interesse der Kinder die karnevalistischen Aktivitäten der Schule soweit zu reduzieren, dass dabei der Bildungsauftrag der Schule verwirklicht wird, ohne die Pflege des Brauchtums zu vernachlässigen. Die Durchführung der erstmals 1971 organisierten Kindersitzung wurde ebenso beibehalten wie eine Teilnahme der Schule am traditionellen Zug.
Im November 1988 bildete der „Festausschuss Sindorfer Kinderzug“, zunächst unter der Leitung von Karl-Heinz Rohé und seiner Frau Margret. Im Festausschuss waren u.a. die beiden Karnevalsgesellschaften und der ursprüngliche Zuginitiator, Konrad Honings, vertreten. Die Herausforderung zur Durchführung – insbesondere auch der Finanzierung – waren für die Eheleute Rohé der Auslöser, über die ortansässigen Vereine einen Förderverein zu gründen, um die Finanzierung über Mitglieder- und Förderbeiträge zu sichern. Leider war diese Vorstellung der Gründungsmitglieder sehr optimistisch.
Um die Finanzierung über Mitglieder- und Förderbeiträge zu sichern, wurde auf Initiative der Eheleute Margret und Karl-Heinz Rohé am 15.07.1991 der Verein der Freunde und Förderer des Sindorfer Kinderzuges e.V. (FSK) gegründet, der seitdem den Sindorfer Kinderzug organisiert und durchführt. Um die Finanzierung des Kinderzuges zu sichern, war bereits von den Vorgängern des FSK die sogenannte Tannenbaumaktion initiiert worden. Die Aktion hat der FSK ab 1992 übernommen und wird jeweils am 2. Samstag im Januar durchgeführt.
Am 30.11.1992 fasste der FSK den Beschluss, den teilnehmenden Schulen aus erwirtschafteten Überschüssen Zuschüsse für die Kostüme des Folgejahres zu überreichen.
In der Session 1992/1993 ist der Karneval fest in den Händen der Familie Burmeister. Das gibt es nur in Kerpen. Walter I (Burmeister), selbst 1965 Kinderprinz der Ulrichschule) ist Prinz des Festkomitees der Stadt Kerpen ( zusammen mit Bauer Günter (Baxmann) und Jungfrau Raffaela (Ralf Zimmermann)) und Sohn Uwe trat in Papas Fußstapfen und regiert als Kinderprinz Uwe II mit Bauer Thomas (Weidenfeld) und Jungfrau Monika (Gabel) die Jecken in Sindorf.
Im November 1994 teilte die Ulrichschule auf Veranlassung der Schulkonferenz den karnevalstreibenden Vereinen mit, dass die Kindersitzung wegen des zu großen Arbeitsaufwandes nicht mehr durch die Schule durchgeführt werden könne. Da eventuelle Überschüsse aus der Veranstaltung der Kindersitzung dem Kinderzug und den Schulen zu Gute kommen, beschloss der FSK am 07.12.1994, die Durchführung der Kindersitzung ab 1995 zu übernehmen.
In der Jahreshauptversammlung am 23.05.1995 wurde aus den Reihen der Mitglieder der Antrag gestellt, durch den FSK ein Sindorfer Jugenddreigestirn zu proklamieren, damit alle Sindorfer Kinder die Möglichkeit bekommen, einmal Mitglied in einem Dreigestirn zu sein und dies nicht nur auf die Kinder der Ulrichschule begrenzt sei. In Absprache mit den Vertretern der Ulrichschule wurde 1996, neben dem Kinderdreigestirn der Ulrichschule erstmals auch ein FSK-Jugenddreistirn proklamiert. Die Proklamation fand 1996 und 1997 in einer eigenen Veranstaltung, 1998 bis 2000 anlässlich des Kostümballs der IG „Blötschköpp“ und 2001 anlässlich des Biwaks der Tanzgarde der KG „Fidele Jungen“ statt. Seit der Proklamation des 7. Jugenddreigestirns erfolgte die Proklamation anlässlich der Sessionseröffnung der Traditionsgesellschaft „KG Rötsch mer jett“ im November eines jeden Jahres.
Seit 1998 stellt die Ulrichschule aus Kostengründen kein Kinderdreigestirn mehr.
Im Laufe der Jahre haben sich, neben den Schulen und ortsansässigen Karnevalsgesellschaften, immer mehr vereinsmäßig aktive Sindorfer und private Gruppen -auch aus den umliegenden Orten- dem eigens für Kinder organisierten Zug angeschlossen. Der Kinderzug des Jahres 2003 mit dem Motto “ 50 Johr Spaß un Freud op Sindorfer Art“ wurde zu einem weiteren Rekordumzug: in mehr als 80 Gruppen, davon etwa 1200 Kinder, 1000 Erwachsenen und 25 Wagen (davon 12 Großwagen) sowie 13 Musik- und Tambourcorps schlängelte der 50. Sindorfer Kinderzug durch die Ortsstraßen. Seit Jahren ist der Sindorfer Kinderzug damit der größte Umzug nicht nur im Stadtgebiet Kerpen, sondern auch einer der größten im Rhein-Erft-Kreis. Der wegen seiner phantasievollen Kostüme, Farbenpracht und Größe weit über die Grenzen des Erftkreises hinaus bekannte Sindorfer Kinderzug lockt alljährlich mehr auswärtige Besucher am Veilchendienstag nach Sindorf. Tausende von Zuschauern standen am 04.03.2003 singend, schunkelnd und winkend am Straßenrand und belohnten so die Verantwortlichen und insbesondere die Schüler/innen für die monatelange und manchmal harte Vorbereitungszeit.
Um den FSK und seine Brauchtumsaufgaben der Bevölkerung darzustellen und über seine vielfältigen Aufgaben zu informieren, ihn als wesentliches und tragendes Element im Sindofer Karneval bekannter zu machen, letztlich auch, um Mitglieder zu gewinnen und um zur Finanzierung des Sindorfer Kinderzuges möglicherweise eine weitere Einnahmequelle zu erschließen, veranstaltete der FSK am 25.06.2005 erstmals das Sindorfer Straßenfest. Diese Veranstaltung wurde in 2006 und 2007 wiederholt.
Die Session 2006/2007 gestaltete sich für den FSK in Hinblick auf die Gestellung eines Jugenddreigestirn äußerst schwierig. Es hatte schon so ausgesehen, als müsste das 12. Tollitäten-Trio ausfallen, fehlten doch Bewerber für Prinz und Bauer. Sozusagen auf den letzten Drücker meldeten sich, nach einem Aufruf in der lokalen Presse, zwei Wochen nach dem Sessionsauftakt zwei Aspiranten. Das führte dazu, dass die Proklamation – sonst seit der Session 2001/2002 regelmäßig Bestandteil des Karnevalsauftakts der KG Rötsch mer jett – in dieser Session verspätet durchgeführt und in das Foyer des Rathauses in Kerpen verlegt wurde. Am 10.01.2007 proklamierte Bürgermeisterin Marlies Sieburg mit Prinz Moritz I (Sohn), Bauer Max (Maximilian Walter) und Jungfrau Linda (Reinert) das 12. Jugenddreigestirn des FSK.
Wesentlich erfolgreicher die Session 2007/2008.
Einige Mitglieder des Vorstandes (Ute Becker, Rudi Becker und Rainer Bülles) besuchten auf Einladung von Radio Erft dessen Radiowerkstatt. Sie wurden unterstützt von den Prinzen Luca (Heidari), Prinz der Session 2005/2006, und Moritz (Sohn, Prinz der Session 2006/2007). Eine Stunde hatten sie die Gelegenheit, den Hörern live die satzungsmäßigen Aufgaben und die Arbeit des FSK vorzustellen und somit Interessenten für das Jugenddreigestirn zu finden und auf den Sindorfer Kinderzuges neugierig zu machen.
Die Session 2007/2008 brachte für das 13. Jugenddreigestirn zwei ganz besondere Auftritte:
Prinz Alexander II (Alexander Hems), Bauer Nikolai (Nikolai Brentano) und Jungfrau Kim (Kimberley Junggeburth) reisten am 16.01.08 nach Düsseldorf. Dort wurden sie vom Ministerpräsidenten des Landes NRW empfangen. Mit Alaaf und Helau begrüßte der Regierungschef 28 Kinderprinzen, Kinderprinzenpaar und Jugenddreigestirne aus NRW, u.a. aus Köln, Dortmund, Mönchengladbach, Bonn etc. Erst zum zweiten Mal hatte der Ministerpräsident Jürgen Rüttgers den Nachwuchs in die Staatskanzlei geladen, um mit ihm im Rahmen eines bunten Treibens ein wenig zu feiern, ihnen aber auch für ihren Beitrag zum heimischen Brauchtum zu danken.
Auf Einladung des KSM-Kartteams besuchte das Jugenddreigestirn am Karnevalssamstag (02.02.08) das Michael-Schumacher-KartCenter in Sindorf. Gesellschafter dieses Teams sind Peter Kaiser, Michael Schumacher und Thomas Muchow. Der Besuch wurde zu einem Ereignis, das Prinz Alexander II, Bauer Nikolai und Jungfrau Kim so schnell nicht vergessen werden. Es herrschte nämlich große Freude beim Tollitäten-Trio über die Anwesenheit des Formel-I-Stars Michael Schumacher, der nicht nur den Sessionsorden entgegennahm und Autogramme schrieb, sondern sich auch mit den Jugendtollitäten fotografieren ließ.
Am 05.02.2008 erfreute der 55. Sindorfer Kinderzug mit dem Motto „ 5×11 Johr, och Sindorf hät sin Tradition“ wieder tausende, auch auswärtige, Besucher. An diesem Jubiläumszug nahmen auch viele nicht Sindorfer Gruppen teil. Neben den Kindern der Ulrichschule, Mühlenfeldschule und der Willi-Brandt-Gesamtschule nahmen erstmals auch 30 Kinder der Europaschule aus Kerpen-Mitte teil.
Abermals war es ein Rekordumzug: in 80 Gruppen, davon rund 1.200 Kinder und 1.200 Erwachsene, 47 Fuß- und Wagengruppen (davon 12 Großwagen) sowie 18 Musikkapellen schlängelte sich der Zug durch Sindorf.
Unter den 18 Musikkapellen, die den Zug begleiten, ist erstmals eine Guggemusig aus der Schweiz, die am Tag vorher im Kölner Rosenmontagszug mitmusiziert. Das Markenzeichen der 50 Personen starken Guggemusig „Seifesüder“ aus der Karnevalshochburg Leibstadt im schweizerischen Kanton Aargau sind die bis zu zwei Meter hohen und bis zu 18 Kilo schweren Maskenköpfe.
Neben dem 13. Jugenddreigestirn des FSK zog auch das Dreigestirn des Festkomitees der Stadt Kerpen mit. Prinz Ralph I (Ralph F. Löhr), Bauer Wolfgang (Wolfgang Schmidt) und Jungfrau Matthilda (Matthias Vreden) bildeten den krönenden Abschluss dieses Jubiläumszuges.
„Kinder, Kinder, was für eine Karawane“ bzw. „Da stand ein Zug sich selbst im Weg“ titelte die Presse über den 56. Sindorfer Kinderzug, der am 24.02.09 seinem Ruf als größter Umzug im Kerpener Stadtgebiet alle Ehre machte.
14 Musikkapellen sorgten bei enormen Zuschauerzahlen für ausgelassene Stimmung am Straßenrand, auch als an der Ecke Kerpener Str./Berliner Ring der Anfang des Zuges auf sein Ende traf. Erst nach 20 Minuten Stillstand konnte es weitergehen.
Besonders herausgeputzt hatten sich in diesem Jahr die Großwagen der Sindorfer Mohren, die ein ganzes Gotteshaus auf den Wagen gebaut hatten, des ThaliaTheater, die sich als Pinguin-Pulk auf dem Wagen tummelten, und der Lindenthaler Lappemänner, die aus Anlass ihres 30jährigen Bestehens von einem prunkvollen Wagen musizierten.
Ein Höhepunkt war das 14. Sindorfer Jugenddreigestirn, das fest in der Hand von zwei Sindorfer Familien war: Prinz Joshua I (Joshua Mania), Jungfrau Sabrina (Sabrina Boymann), Bauer Steffen (Steffen Lemke) und der Begleitung Jessica Lemke, Annika Lemke und Emily Mania.
Am Veilchendienstag 2010 kamen die Jecken wieder richtig ins Schwitzen. Die Teilnehmer des 57. Sindorfer Kinderzuges strahlten mit der Sonne um die Wette und trugen unter den Kostümen dicke Pullover und Wintermäntel.
Unter dem Motto „Janz Kölle bützt – mir Sindorfer fiere“ zogen 2200 Menschen durch die Straßen Sindorfs, davon 1200 Kinder der Ullrichschule, Mühlenfeldschule, Willy-Brandt-Gesamtschule und der Realschule der Stadt Kerpen, außerdem 250 Musiker. Neben den Schulen waren 35 Fußgruppen und 11 große Festwagen dabei. Musizierende Feuerlöscher kommen mit einem Trabbi aus dem sauerländischen Hemer. Andere Musik- und Tambourkorps finden aus Remscheid, Bad Münstereifel, Blankenheim oder den Niederlanden den Weg nach Sindorf. Auch einige Bayern hatten sich unter die Zugteilnehmer gemischt. „des is der Woansinn“, war Florian Dirschl von so viel rheinischem Frohsinn überwältigt. Als Spielkarte verkleidet brachte er zusammen mir den „Fidelen Zockern“ von Stefanie Scheunpflug Kamelle unter die Narren.
Den Abschluss des Kinderzuges bildete das 15. Sindorfer Jugenddreigestirn: Prinz Lukas I. (Lukas Pferdehirt), Jungfrau Jessica (Jessica Lemke) und Bauer Jonas (Jonas Sohn) und die Begleitung Maximilian Liebert, Julia Tillack und Saskia Forst.
Auch das Dreigestirn des Festkomitees der Stadt Kerpen, wollte sich das Erlebnis der Teilnahme am Sindorfer Kinderzug nicht entgehen lassen und fuhr mit einem eigenen großen Festwagen mit. Prinz Frank I. (Frank Hamacher), Bauer Mathhias (Matthais Knaak) und Jungfrau Steffi (Stefan Wimmer) strahlten bei so vielen begeisterten Zuschauern mit der Sonne um die Wette.
Unmittelbar nach Abschluss der – mit Ausnahme der Entwicklung der Mitgliederzahl und des Spendenaufkommens – erfolgreichen Session hatte der Vorstand harte Arbeit zu leisten. Für die Mitgliederversammlung mussten Bürgerinnen und Bürger gefunden werden, die bereit sind, ehrenamtliche Tätigkeiten im FSK zu übernehmen. Insbesondere jedoch galt es, die „überalterte“ Satzung zu reformieren und er Mitgliederversammlung zur Beschlussfassung vorzulegen. Leider gelang durch äußere Umstände, die nicht der Vorstand zu verantworten hatte, erstmals in der 19-jährigen Geschichte des FSK erst im zweiten Anlauf, die satzungsmäßige Mitgliederversammlung ordnungsgemäß durchzuführen.
Am 26.05.2010 beschloss die Mitgliederversammlung einstimmig die neue Satzung des FSK.
Ausblick
Der FSK hat das Mandat dafür zu sorgen, dass der Sindorfer Kinderzug in seiner Eigenart und Ursprünglichkeit erhalten bleibt. Dabei spielt das Herz eine wichtige, wenn nicht sogar die wichtigste Rolle im Umgang mit diesem Brauchtum.
Mit ihrer Teilnahme tragen alle Gruppen nicht nur maßgeblich zum Gesamteindruck des Zuges bei, vielmehr u. a. auch dazu, dass die Kinder den Wert und die Stärke von gemeinschaftlichem Handeln zur Erreichung eines selbst formulierten Ziels erkennen.
Durch ihre Teilnahme unterstützen sie die Arbeit der Schulleitungen, Lehrer- und Elternschaften, die sich seit 1953 alljährlich bemühen, die Schulkinder für das traditionelle hiesige Brauchtum zu begeistern und mit den Kindern in wochenlanger Arbeit phantasievolle Kostüme basteln.
Mit dieser Jugendarbeit fördern Schulleitungen, Lehrer- und Elternschaften seit nun mehr als 55 Jahre die Eigeninitiative, Kreativität und Fähigkeiten der Schulkinder, ihren Gemeinschaftssinn und ihr soziales Verantwortungsbewusstsein, so u. a. auch die Integration von Kindern mit Migrantenhintergrund in die Kultur ihrer Wahlheimat.
Zur Gewährleistung des Gesamteindrucks des Kinderzuges, für die Stimmung im Zug und unter den tausenden Zuschauern am Zugweg ist eine ausreichende Bestückung des Zuges mit Musikvereinigungen notwendig.
Dies unter der Prämisse „Förderung der Beteiligung der ortsansässigen Schulen“ durch Ausschüttung von Überschüssen zu bewerkstelligen, wird zunehmend schwieriger, da insbesondere die derzeitigen regelmäßigen Förderbeiträge die aufzuwendenden Kosten nur zu einem Bruchteil decken.
Der FSK ist dennoch jedes Jahr bestrebt, den Gesamteindruck des Kinderzuges durch die Verpflichtung einer ausreichenden Zahl von Musikkapellen weiter zu optimieren.
Dazu sind wir aber auf Ihre Mithilfe und die Unterstützung aller Sindorfer und auswärtigen Karnevalsfreunde angewiesen.
Dies sowohl hinsichtlich der Kontaktherstellung zu Ihnen bekannten auswärtigen Musikvereinigungen als auch in Bezug auf ihre Finanzierung.
Der FSK bittet daher alle, die noch nicht Mitglied im Verein der Freunde und Förderer des Sindorfer Kinderzuges e.V. sind:
- werden sie mit einem jährlichen Mindestförderbeitrag von 12,– € Fördermitglied des FSK (Förderbeiträge sind von der Steuer absetzbar) helfen sie mit, die Durchführung des Sindorfer Kinderzuges langfristig zu sichern,
- füllen sie eine Beitrittserklärung als ständiges Förder-Mitglied aus und
- tragen Sie damit dazu bei, dass der FSK die Schulen nicht nur ideell, sondern auch materiell unterstützen kann.
Dann ist sichergestellt, dass auch in Zukunft am Veilchendienstag in Sindorf ein Zug der Kinder geht und in Sindorf weiterhin „der Bär los ist“ – es ist Euer Sindorf, es sind Eure Kinder und es ist Euer Zug!
Der Verein der Freunde und Förderer des Sindorfer Kinderzuges e.V. bedankt sich für Ihre Unterstützung.
Sindorf, im Juni 2022